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Frank Richter - 1a-faksimile
 
Die Savoy Hours
Das schönste Fragment der Kunstgeschichte



Die Savoy Hours bzw. der Teil, der nach fast 600 Jahren von ihnen übriggeblieben ist, begeistert den Betrachter mit herrlichster Buchmalerei. Wunderbare Farben, funkelndes Gold, elegante Proportionen. In den 50 Miniaturen agieren feingliedrige Figuren vor abwechslungsreichen Hintergründen, die durch goldene Gitter, Linien, Rauten, Ranken und Quadrate verziert sind. Vom Werkstattnachfolger des berühmten Pariser Buchmalers Jean Pucelle wurden sie geschaffen und später kongenial vom Meister der Bibel des Jean de Sy ergänzt. Buchkunst, die bis heute fasziniert und Begehrlichkeiten weckt!
Als bibliophiles Buchobjekt kommen die Savoy Hours in einem goldgeprägten Gewand daher – „das prächtigste Fragment eines verlorenen Meisterwerks - (Roger S. Wieck, The Morgan Library & Museum, New York)


Die Savoy Hours: Die Handschrift
Glücksfall für die Kunstgeschichte

Die Savoy Hours sind 1904 in Turin verbrannt. Im Laufe der Jahrhunderte zuvor hatten sie bereits erheblich gelitten. Verschiedene Blätter waren entfernt worden. Die an den Rändern stark beschnittene Handschrift hatte ihre edlen Maße verloren. Wäre dieses prachtvolle Stundenbuch unversehrt erhalten geblieben, reihte es sich heute unter die berühmtesten Handschriften des Mittelalters ein. Die überreiche Ausstattung hatte seinerzeit den Herzog von Berry inspiriert und dessen Leidenschaft für kostbare Bücher entflammt. Was für ein Glückfall, dass 1910 in der Kathedrale von Portsmouth ein Teil dieses verlorenen Meisterwerks entdeckt wurde! In diesem Fragment hat sich die große Schönheit der Savoy Hours bewahrt.

Wettstreit der Büchermäzene


Die Savoy Hours wurden in den 1330er Jahren von Blanche von Burgund in der Buchmalerei-Werkstatt von Jean Pucelles Nachfolger in Paris in Auftrag gegeben. Dabei schien für die Enkelin König Ludwigs IX. des Heiligen und Witwe des Grafen von Savoyen das Beste gerade gut genug: ein Stundenbuch, dessen luxuriöse Ausstattung Maßstäbe setzen sollte! Einige Jahre nach dem Tod der Auftraggeberin gelangte die erlesene Handschrift an König Karl V. von Frankreich und löste zwischen ihm und seinen drei bibliophilen Brüdern einen mäzenatischen Wettstreit aus. Insbesondere bei Johann, Herzog von Berry, wurde eine wahre Handschriftenmanie entfacht, die u.a. die Petites, Très Belles und Très RichesHeures hervorgebracht hat.

Schicksalshafte Wendungen

1409 schenkte Karl VI. von Frankreich seinem Onkel, dem Herzog von Berry, die Savoy Hours. 1720 tauchten sie dann als einer der Bände wieder auf, die Herzog Viktor Amadeus II. von Savoyen der Universitätsbibliothek in Turin stiftete. 1904 wurde die Handschrift zerstört. 1910 entdeckte ein Mönch in der Bibliothek der Kathedrale von Portsmouth 26 Blätter aus den Savoy Hours, die John Virtue, der erste Bischof von Portsmouth, seiner Kirche überlassen hatte. Während des Zweiten Weltkriegs ausgelagert, wurde in den 1960er Jahren der Wert dieses Fragments erkannt. Bei einem Raub landete es trotzdem im Gebüsch. Zur besseren Obhut und zum Nutzen der Gelehrten wurde die Zimelie nun verkauft und kam 1969 nach Yale.


Unter der Lupe: Aufsehenerregende Stundenbuch-Kunst mit Vorbildcharakter

Die Savoy Hours haben in der Geschichte der Buchmalerei stilbildend gewirkt und maßgeblich unsere Vorstellung von der französischen Gotik geprägt. Ihr Vorbild hat die Entwicklung des Stundenbuchs, der am weitesten verbreiteten mittelalterlichen Buchgattung, entscheidend vorangebracht. Die Handschrift beeinflusste den Geschmack der wichtigsten Büchermäzene des späten 14. Jahrhunderts. Eindruck machten vor allem ihr großer Umfang, die enzyklopädischen Miniaturenzyklen und die fast schon exzessive Verwendung der Portraitmalerei. So ließ sich Blanche von Burgund als Auftraggeberin allein in den noch erhaltenen Miniaturen der Suffragien (Fürbittgebete) 25mal abbilden, kniend vor den Heiligen und doch auf gleicher Ebene mit ihnen verkehrend.
  

Die Miniatur auf fol. 2r zeigt die kniende Blanche von Burgund mit Schleier und scharlachrotem Obergewand beim Gebet zur Dreieinigkeit. Von den grazilen Figuren, ihren fein gezeichneten Gesichtern und Konturen, der eleganten Gestik und den harmonischen Proportionen geht ein ganz besonderer Reiz aus. Die Ganze spielt vor einem schräg geschachten Hintergrund mit Wappenfeldern, bei denen sich die königlichen Fleurs-de-Lys auf blauem Grund mit den drei blauen Schrägbalken in Gold mit rotem Bord für Burgund abwechseln. Die Szene wird von einem blau-weiß-rotem Band in Form eines Vierpasses mit den Spitzen eines Quadrats umschlossen. Die Seitenränder schmückt der typisch gotische Weinblattrankenstab mit Drolerien, Vögeln und einem kleinen Hasen.


Handschrift und Faksimile im Überblick

Die Savoy Hours sind der faszinierende Rest eines außergewöhnlich schönen Stundenbuchs, das größer und prächtiger ausgestattet war als alle anderen vor ihm. Der goldstrahlenden Seiten ziehen den heutigen Betrachter ebenso in seinen Bann wie einst im späten 14. Jahrhundert den Herzog von Berry.


Handschrift: New Haven, Yale University, Beinecke Library, MS 390
Entstehungszeit: ca. 1335/40
Entstehungsort: Paris
Format: ca. 20,1 x 14,7 cm
Umfang: 52 Seiten (26 Blatt)
Künstler: Werkstattnachfolger des Jean Pucelle, Erweiterungen der Ausstattung durch den Meister der Bibel des Jean de Sy
Auftraggeber: Blanche von Burgund, Enkelin König Ludwigs IX. (des Heiligen) von Frankreich und Witwe des Grafen Eduard von Savoyen
Ausstattung: 50 Miniaturen, jeweils umrahmt von einem mehrfarbigen Band in Form eines Vierpasses, Bildszenen auf abwechslungsreichen, mit Gold verzierten Mustergründen, 106 zweizeilige Zierinitialen auf Goldgrund, Seitenränder mit Rankenstäben und zart kolorierten Federzeichnungen von Drolerien und Vögeln
Einband: edler Maroquinleder-Einband mit überreicher Goldprägung
Kommentarband zur Edition von Raymond Clemens / Roger S. Wieck

Die Faksimile-Edition erscheint im Herbst 2017.

Preis:EUR 3.980,00

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