| Das Buch  der Liebenden Die bewegende Geschichte einer Liebe ohne WorteOriginalgetreue Faksimileedition der Handschrift ms. 388 aus dem Musée Condé in  Chantilly. Entstanden im 16. Jh. in Frankreich.
  Anfang des 16. Jahrhunderts  entstand in Frankreich dieses rätselhaft bezaubernde Buch:
                Eine Handschrift,  die in 15 ganzseitigen Darstellungen die Episoden einer bewegenden  Liebesgeschichte zeigt. Freude und Tanz finden ebenso ihren Platz wie der  gemeinsame Ausritt und die Liebenden im Gespräch oder in vertrauter,  liebevoller Umarmung. Wenn sich die Angebetete dem verliebten Betrachter mit  gelöstem Haar zeigt, ist die Sinnlichkeit dieser Geste bis heute spürbar  geblieben. 
 12 reizvoll mit Symbolen und Ornamenten ausgestattete Zierseiten ergänzen und  erklären die Bilderfolge. Das Ungewöhnlichste an der Handschrift ist wohl der  völlige Verzicht auf Text - sieht man von zwei Sätzen in den Randleisten und  einer rätselhaften Buchstabenfolge ab.
 
 
  Die Bildszenen schildern auf faszinierende Weise Verhaltensweisen und  Umgangsformen an den Höfen des christlichen Abendlandes und führen uns in eine  Welt an der Schwelle zur Neuzeit, die mittels Symbolik und Allegorie in  Zwiesprache mit dem Betrachter treten will. Der Maler verwendet gezielt Farben  zur Vermittlung von Botschaften und setzt Pflanzen und Tiere stellvertretend  für Eigenschaften und Personen, scheinbar belanglose Gegenstände als  Bedeutungsträger, ein. Die lebendige Bildsprache entzieht sich einer  eindeutigen I  nterpretation und gibt so der Fantasie des Betrachters Raum. Der  Maler dieser Bilderfolge verstand es meisterhaft, die liebevolle Vertrautheit,  in der das Paar miteinander verbunden ist, auszudrücken. Dabei dominiert das  Zeichnerische, das Erzählende, es lässt die perspektivischen Konstruktionen und  sorgfältigen Modellierungen der Körper in den Hintergrund treten. Gerade  dadurch strahlen die Illustrationen eine Leichtigkeit und Eleganz aus, die  hervorragend zu der dargestellten Erzählung passen. 
 Bis dato konnte die Handschrift noch keinem namentlich bekannten Illuminator  oder Illuminatorin zugeschrieben werden, nur die Provenienz aus Frankreich aus  dem Umfeld der Familie Brosse ist sicher.
 
 
  Das Buch der Liebenden, Codex 388 des Musée Condé in Chantilly, ist ein  berührendes Kleinod der letzten großen  Blütezeit der französischen Buchmalerei,  das auf wunderbare Weise ohne Worte - aber deshalb nicht weniger beredt - die  Geschichte zweier Liebender erzählt und einen einzigartigen Blick auf das  Empfinden und höfische Leben dieser Zeit gewährt. 
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