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Frank Richter - 1a-faksimile
 

Das Gebetbuch der Claude de France -
Das persönliche Kleinod der jungen Königin


New York, The Pierpont Morgan Library, MS M.1166
»Ein künstlerischer Triumph - «

- so enthusiastisch beschreibt der Handschriftenexperte Roger S. Wieck diese bezaubernde Bilderhandschrift, die erst 2008 durch eine private Schenkung an die Pierpont Morgan Library, New York, in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gelangte. Es ist das um 1517 geschaffene Gebetbuch der Claude de France, das sich als ein durchgehend bebildertes Kleinod in die berühmten Handschriften für den französischen Königshof einordnet.

 

     Claude de France (1499–1524), zeitgenössisches Portrait

 

 

Eine durchgehende Bildergalerie: 132 lebendige Szenen auf 104 Seiten

Das persönliche Gebetbuch der französischen Königin Claude de France bezaubert allein durch die Feinheit seiner Malerei im charmant-kleinen Format von 69 x 49 mm – aber noch viel mehr durch seinen ungewöhnlichen Bilderreichtum. Der nach diesem Werk benannte Meister der Claude de France hat einen durchgehenden Bilderreigen von ganzseitigen und zum Teil sogar doppelseitigen Miniaturen komponiert, über die ein kleines Textfeld wie ein Schriftstück gelegt ist. Und selbst in diese Schriftfelder sind manchmal Einschnitte gemacht, um noch mehr Bild zeigen zu können: ein stürmisch im Wind flatternder Mantel, eine emphatische Geste mit dem Arm, Ausblicke in die Weite der Landschaft beleben die Kompositionen zusätzlich.
Insgesamt bringt der Meister der Claude de France mit diesem Kunstgriff auf 104 Seiten 132 Bildszenen lebendigen Szenen zum Leben Christi und der Jungfrau Maria, zu den Aposteln und verschiedensten Heiligen unter!

Ein persönliches Geschenk zur Krönung

Claude de France wuchs als Tochter der Anne de Bretagne und Louis’ XII. in einer Umgebung auf, die mit kostbarer Kunst angefüllt war: illuminierte Handschriften, feine Tapisserien, Gemälde und Münzen. Im Jahr 1514, im Alter von 14 Jahren, heiratete sie François d’Angoulême,
den späteren François I. und ersten König der französischen Renaissance.
Zeitgenossen beschreiben Claude de France als zarte, kleine Frau von großer Sanftmut und Freigiebigkeit. Zeit ihres Lebens litt sie unter dem Druck, ihrem Land einen Thronerben zu schenken. Innerhalb von 10 Jahren gebar sie acht Kinder, bevor sie 1524 an Entkräftung starb.
1517 wird Claude de France zur Königin von Frankreich gekrönt. Aus diesem Anlass lässt sie sich von ihrem Lieblingsmaler ein Gebetbuch herstellen, das sie dank der Größe immer mit sich führen kann. Dreimal erscheint ihr Wappen in der Handschrift, darunter zweimal mit einer goldenen Krone. Der persönliche Charakter des Gebetbuchs der Claude de France zeigt sich auch in den Anspielungen auf Mutter- und Familienglück und in der Verwendung der cordelières, der franziskanischen Kordel, als Einfassung der Miniaturen - ein Emblem, das Claude von ihrer geliebten Mutter Anne de Bretagne übernommen hat.
»Der Stil des Meisters der Claude de France ist von äußerster Feinheit und Zartheit. Eine subtile Palette von sanften Purpur-, Mauve- und Rosatönen ist in dünnen, manchmal beinahe unsichtbaren Pinselstrichen aufgetragen. Besonders gekonnt ist der Umgang des Künstlers mit atmosphärischer Tiefe, der die zarten Farbtöne der häufig im Hintergrund zu sehenden Landschaften und Stadtansichten aufhellt und noch vervielfältigt.«

Roger S. Wieck
Pierpont Morgan Library
Leonardo da Vinci als Inspiration

Nicht nur Claude, auch ihr Ehemann François I. von Frankreich war ein bedeutender Förderer der Kunst. Seine Agenten kauften in Italien Werke von Michelangelo, Tizian und Raffael, aus denen später die Gemäldesammlung im Louvre hervorgehen sollte. François ließ an der Loire das monumentale Schloss Chambord errichten und baute jenes in Amboise zum vielbewunderten Renaissance-Hof um.

Nach Amboise ließ er auch Leonardo da Vinci holen, der hier seinen Lebensabend verbrachte. François war dem italienischen Universalgelehrten in Freundschaft verbunden - er soll geweint haben, als Leonardo starb. Eines seiner Gemälde, die berühmte »Madonna in der Felsgrotte« (Louvre), muss den Meister der Claude de France sehr beeindruckt haben: er ließ sich von der Darstellung für eine Miniatur im Gebetbuch der Claude de France inspirieren.

Das Kronjuwel der Sammlung Rosenberg

Die Geschichte des Gebetbuchs der Claude de France liegt weitgehend im Dunkeln. Nach dem 2. Weltkrieg kam es in den Besitz des Wiener Buchhändlers H.P. Kraus, der die Handschrift
Ende der 70er Jahre an den New Yorker Sammler Alexandre P. Rosenberg verkaufte.
Dieser betrachtete das Buch als das Kronjuwel seiner Kollektion. Rosenberg starb 1987;
21 Jahre später stiftete seine Witwe Elaine das Gebetbuch der Claude de France an die
Pierpont Morgan Library zum Andenken an ihren Mann.

 

     Das Exlibris von Pablo Picasso

 


Schlägt man die Handschrift auf, ist man durch das kleinformatige Werk eines ganz anderen Meisters verblüfft: ein Exlibris mit der markanten Strichführung von Pablo Picasso! Es ist das Exlibris, das Picasso eigens für seinen New Yorker Galeristen Rosenberg anfertigte. Wohl in keiner anderen Bilderhandschrift ist ein charmanterer Brückenschlag von einem halben Jahrtausend Kunstgeschichte vollzogen worden! Die Edition des Gebetbuchs der Claude de France ist die weltweit einzige mit einem Faksimile des Exlibris aus der Hand des spanischen Meisters.

Die Wiedergeburt dieses persönlichen Kleinods: Das Gebetbuch der Claude de France - künftig nur noch als Faksimile zugänglich

Mit seinen dünnen Pergamentseiten ist das Gebetbuch so fragil, dass es auf Jahre in den klimatisierten Tresoren der Pierpont Morgan Library verschwinden wird. Die Luzerner Faksimile-Edition ist für Forschung und private Buchliebhaber mithin der einzige Zugang zu dieser Bildergalerie der französischen Renaissance – Anlass genug, bei ihrer Herstellung allerhöchste Maßstäbe anzulegen.

Die aufwendige Wiedergabe der Farben und des Muschelgoldes

Die Aufnahme jeder Seite erfolgt unter Plexiglas – ein zusätzlicher Aufwand für die Farbaufbereitung, aber unerlässlich zum Schutz der Handschrift. Anhand von Andrucken überprüfen erfahrene Lithographen anschließend vor Ort in New York die Farbtreue der Faksimileblätter zum Original und erfassen und korrigieren kleinste Farbabweichungen.

Eine ganz besondere Herausforderung stellt die getreue Wiedergabe der zahlreichen Partien aus schimmerndem Muschelgold dar, die jede Seite im Gebetbuch der Claude de France veredeln. Keine Aufnahmetechnik kann das Edelmetall als solches erfassen, so dass für diese Partien in akribischer Handarbeit eigene Auszüge erstellt werden müssen.

Der Samteinband mit vergoldeten Schließen

Die Blätter werden gemäß des Originals beschnitten und in einzelnen Lagen zum Buchblock geheftet. Der edle rote Samteinband wird von zwei vergoldeten Schließen fixiert, die die französischen Königslilie tragen. Reste einer weißen Emaillierung werden mit Bedacht von einem Goldschmied aufgetragen. Schließlicht trägt der Buchbinder auf der letzten Seite im Faksimileband sorgfältig mit der Hand die einmalige Editionsnummer ein -  die letzte Handreichung auf einem langen Weg zur Vollendung des Faksimilebands.

 


Das Gebetbuch der Claude de France im Überblick

Entstehungszeit: um 1517
Entstehungsort: Tours
Format: 49 x 69 mm
Umfang: 104 Seiten (52 Blatt)
Inhalt: Gebetbuch
Sprache: Latein
Künstler: Meister der Claude de France

Pierpont Morgan Library, New York. MS M. 1166

Auftraggeberin: Claude de France (1499–1524) anlässlich ihrer Krönung zur Königin von Frankreich im Jahre 1517

Geschichte: Die Geschichte der Handschrift liegt nach dem Tod der Claude für lange Zeit im Dunkeln. Nach dem 2. Weltkrieg im Besitz des Buchhändlers H.P. Kraus aus Wien. Dieser verkaufte sie Ende der 70er Jahre an den New Yorker Sammler Alexandre P. Rosenberg. Rosenberg starb 1987; 21 Jahre später stiftete seine Witwe Elaine die Handschrift an die Pierpont Morgan Library zum Andenken an ihren Mann.

Preis: EUR 2.880,00

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